Wildeshausen. Seit knapp einem halben Jahr haben Frauen, die ihre Schwangerschaft verbergen wollen, nicht mehr nur die Wahl zwischen Babyklappe und anonymer Geburt, sondern können auch vertraulich gebären. Was das konkret in Wildeshausen bedeutet, haben am Donnerstag Brigitte Meyer-Tönjes und Sabine Bernhold von der Beratungsstelle Donum Vitae sowie die Pflegedienstleiterin des Johanneums Maria Zewuhn diskutiert.
„Wenn eine Frau in Wildeshausen vertraulich entbinden will, ruft sie im besten Fall die kostenlose bundesweite Hotline 08 00/4 04 00 20 an, die sie dann entweder an uns oder die Beraterin beim Gesundheitsamt verweist“, erläutert Bernhold. „Falls sich die Frau sofort bei uns meldet, kontaktieren wir umgehend die Beratungsstelle“, ergänzt Zewuhn. Nur der zertifizierten Beraterin muss die Schwangere – anders als bei der anonymen Geburt – einmal ihre Daten anhand eines gültigen Ausweises offenbaren.
Vor- und Familienname der Frau werden dann in einem versiegelten Umschlag sicher verwahrt. Die Schwangere gibt sich anschließend ein Pseudonym und wählt einen Namen für ihr Kind. „Unter diesem Pseudonym melden wir die Frau im Johanneum an und informieren das Jugendamt“, erläutert Bernhold.
Nach der Geburt werden Geburtsdatum und -ort auf dem versiegelten Umschlag vermerkt und an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) übermittelt. Wenn die Frau sich im Folgenden für die Abgabe des Kindes entscheidet, wird das Adoptionsverfahren eingeleitet. Mit 16 Jahren hat das Kind erstmals die Möglichkeit, Einsicht in seinen Herkunftsnachweis beim BAFzA zu nehmen.
Falls die Mutter sich für ein Leben mit dem Kind entscheidet, ist das grundsätzlich bis zum Adoptionsbeschluss unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Wenn die Frau möchte, erhält sie – ebenso wie bereits im Vorfeld der Geburt – weiterhin Hilfe und Unterstützung.
„Im Unterschied zur anonymen Geburt bewegt sich die Frau bei der vertraulichen Geburt im rechtssicheren Raum, und auch das Recht des Kindes auf Wissen seiner Herkunft bleibt gewahrt“, betont Bernhold. An Fälle von anonymen oder vertraulichen Geburten in Wildeshausen können sie und ihre Kolleginnen sich bislang nicht erinnern. „Es ist aber ein gutes Gefühl, dass wir jetzt auf alle Eventualitäten vorbereitet sind“, betont Meyer-Tönjes.